Es zahlt sich manchmal echt aus, wenn man sich überwindet und neue Grenzen erkundet. So geht es mir momentan mit dem Eisduschen. Im Winter war es ohne Frage eine Qual, aber jetzt im Sommer freue ich mich so sehr drauf, dass ich jeden Tag mehrmals unter die Eisdusche hüpfe. Und das Schönste: Vor dem Schlafengehen den Körper runterkühlen – wie Schnee im Sommer!
Effektiv kühlen
Damit du wirklich spürbar gekühlt bist und dieser Effekt auch über eine Stunde anhält, musst du deinen Körper dementsprechend pushen. Niemand würde behaupten, dass eine Eisdusche mit 7 Grad kaltem Wasser (also kälteste Stufe) von Anfang an angenehm ist. Ganz im Gegenteil, es ist wirklich hart und erfordert Übung.
Zusätzlich zu der Kälte des Wassers spielt natürlich auch die Dauer eine wichtige Rolle. In seiner 10 Wochen Challenge empfiehlt Wim Hof in der 5. Woche eine eiskalte Dusche mit deiner Dauer von 10 Minuten. Nach diesen 10 Minuten bist du soweit „tiefgefroren“, dass dein Körper (trotz hoher Außentemperatur) etwas braucht, um wieder warm zu werden. In dieser Zeit spürt man selbst die warme stickige Luft in der Wohnung kaum. Interessanterweise hatte ich sogar den Impuls mich zuzudecken, da mir so kalt war (aber ich wollte meine hart verdiente Kälte nicht so einfach aufgeben).
Natürlich musst du nicht gleich mit 10 Minuten beginnen, aber es zahlt sich aus so lange wie möglich das kalte Wasser zu ertragen, da es dich immer weiter abkühlt. Am besten eigenen sich dafür stark durchblutete Stellen, wie Arme und Beine. Diese solltest du in regelmäßigen Abständen gezielt herunterkühlen, auch wenn die Haut dabei kribbelig oder sogar leicht taub wird. Am effektivsten ist dafür natürlich ein Eisbad, aber das ist ein höheres Level.
Langsam herantasten
Natürlich kannst du nicht von heute auf morgen den Körper 10 Minuten eisbaden. Vermutlich wirst du bei deiner ersten Eisdusche erstmal komplett auszucken und deine Atmung wird entweder stehenbleiben oder so schnell gehen, dass dir schwindlig wird. Damit das nicht passiert würde ich etwas langsamer anfangen. Obwohl ich mich mittlerweile 3 mal am Tag für 10 Minuten eisdusche, beginne ich jede Session mit einer kurzen Eingewöhnungsphase.
Es ist übrigens kein Problem, wenn du dich während der Dusche viel bewegt oder singst – ich brauche das zeitweise, um den Anfang zu überwinden.
Der Weg zur regelmäßigen Eisdusche ist aber längst nicht so lange, wie du vielleicht glaubst. Begonnen habe ich vor nicht einmal einem Jahr – habe aber das kalte duschen längst nicht regelmäßig betrieben (bis auf das Monat, in dem ich das Eisduschen getestet habe).
Eisdusche im Sommer meistern
Nur damit eines klar ist: Ich bin überhaupt kein Kälte-Freak. Im Gegenteil, bis vor kurzem habe ich es selbst im Sommer kaum ins Wasser geschafft, wenn dieses unter 20 Grad hatte. Meistens war ich der letzte, der es in die Wellen geschafft hat. Und ich bin immer noch nicht begeistert von Kälte, aber im Sommer gibt es nichts Schöneres, wie ich mittlerweile weiß.
Empfehlen würde ich dir für den Anfang einfach mal deine Grenzen beim kalt duschen zu ertasten. Welche Temperaturen hältst du wie lange aus? Versuche diese Grenzen zu erweitern, in dem du noch ein paar Sekunden länger unter dem kalten Wasser bleibst, obwohl du längst weg möchtest. Mit einer Ausnahme: Bei Kreislaufproblemen und Schnappatmung solltest du abbrechen.
Sehr gut für den Anfang eignen sich natürlich auch die Kurse von Wim Hof selbst, da du hier auch die „Wim Hof Atmung“ als Vorbereitung auf das kühle Nass lernst. Denn eines der wichtigsten Elemente beim Eisduschen ist die Atmung. Diese sollte halbwegs normal laufen.
Wim Hof bietet neben seiner 10 Wochen Challenge auch einen kleinen gratis Kurs an.
Der nächste große Vorteil ist, dass du deinen Körper über den Sommer auch an Kälte gewöhnst und dadurch im Winter weniger Probleme damit haben wirst. Außerdem ist Kälte sehr gesund für den Körper. Mehr zum Thema findest du im Beitrag über Thermogenese.
Die Wim Hof Atmung
Wenn du deine Atmung kontrollierst, kann dich einen kalte Dusche nicht aus der Bahn werfen. Daher erkläre ich dir in aller Kürze die sogenannte Wim Hof Atmung:
1. Bewusst atmen
Atme tief in Bauch und Brust ein und lass die Luft durch natürliches Zusammenziehen des Brustkorbs wieder raus. Du brauchst die Luft nicht herauszupressen, es ist ok wenn die Lungen leicht gefüllt bleiben.
Atme dann wieder schnell und tief ein. Diesen Ablauf wiederholst du solange, bis du dich leicht im Kopf fühlst und deine Arme zu kribbeln beginnen. Aber übertreib es nicht, dir sollte nicht schwindlig werden.
2. Luft anhalten
Nach ungefähr 30 mal ein- und ausatmen (wenn du einen „leichten“ Kopf und kribblige Arme hast), hältst du nach dem Ausatmen die Luft an. Sobald du das Verlangen nach Luft spürst atmest du wieder ein und hältst diese Luft wiederum 10 bis 15 Sekunden in der Lunge. Dann noch ausatmen und die erste Runde ist fertig.
Diese zwei Schritte kannst du nun zwei bis dreimal wiederholen (musst du aber nicht).
Anmerkungen
Falls du dir Sorgen machst, dass du nach der kalten Dusche zu aufgedreht bist, um einschlafen zu können, kann ich dich beruhigen: Kurz nach dem Hinlegen war ich wieder müde und bin recht bald eingeschlafen. Aber am besten probierst du es einfach selbst aus.
Leider hält der Kühlungseffekt (bei 10 Minuten mit 7 Grad) nur ca. eine Stunde. Danach fängst du wieder zu schwitzen an und alles ist wie vorher. Am besten wendest du die Eisdusche also kurz vor dem Schlafengehen an, damit du noch in der kühlen Phase einschläfst.
Achte darauf, dass du alle Körperteile gezielt herunterkühlst, indem du sie über 15 Sekunden am Stück dem kalten Wasser aussetzt – selbst wenn es unangenehm ist und die Haut leicht taub wird. Mit einer Ausnahme: Den Kopf solltest du nur kurz abspülen, da sonst der klassische „Gehirn-Frost“ einsetzt, den du vielleicht von kalten Getränken kennst.
Gesundheitlich schadet dir eine Eisdusche nicht und krank wirst du davon auch nicht (selbst im Winter) – ganz im Gegenteil. Allerdings solltest du auf deinen Körper hören und bei Schwindelgefühlen oder Kreislaufproblemen die Dusche abbrechen.
Next Level: Eisbad
Mein Fazit vom Eisbaden ist klar: Damit ist die Hitze kein Probleme mehr – allerdings ist einem dann scheißkalt. Nach meinem 50-minütigen Bad bei ca. 8 Grad brauchte ich über eine Stunde, um nicht mehr zu zittern. Einschlafen konnte ich erst nachdem mein Körper wieder eine halbwegs sinnvoll Temperatur erreicht hatte. Dafür schlief ich dann mit einer angenehm kühlen Körpertemperatur ein. Leider heizte ich mich über die Nacht wieder so weit auf, dass ich zwischendurch wieder aufwachte. Dennoch kann ich das Eisbad am Abend sehr empfehlen – allerdings reichen 15-20 Minuten vollkommen aus. Alles darüber führt eben dazu, dass man vor lauter Zittern nicht einschalfen kann.
Für das Eisbad reicht es, sich eine Wanne mit der kältesten Stufe Leitungswasser einzulassen. Dann solltest du schnell hineingehen – mach es kurz und schmerzlos. Allerdings solltest du die Arme und den Kopf außerhalb des Wassers lassen. Erst ganz am Ende nehme ich meistens die Arme und den Kopf noch unter Wasser, um mich nochmals richtig abzukühlen.
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