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Visualisierung beim Lernen – so erstellst du Merkbilder

Unser Gehirn liebt Bilder und starke Eindrücke. Leider fehlen diese beim Lesen und Lernen oft, wodurch sich unser Lernerfolg verringert. Immerhin bleiben die Fotos von Instagram viel besser im Gedächtnis als der zuvor gelernte Stoff. Das lässt sich aber leicht ändern – indem du Visualisierung beim Lernen verwendest.

Visualisierung lernen und Mnemotechniken anwenden

Der effektivste Weg Lernen durch Bilder zu unterstützen, ist das Anwenden von Mnemotechniken. Diese wandeln quasi jede Art von Information in ein leicht merkbares Bild um. Das Problem dabei ist, dass viele nicht wissen, wie sie ein möglichst eindrucksvolles Bild erzeugen. Immerhin sollten die erdachten Merkbilder den selben Effekt haben wie ein Foto auf Instagram: Einmal gesehen und sofort abgespeichert.

Visualisierung beim Lernen - so erstellst du Merkbilder

Gerade Anfänger brauchen hier aber mehrere Versuche, damit die Mnemotechnik wirklich sitzt und das kostest nicht nur Zeit, sondern lässt die Merktechnik unnötig aufwändig erscheinen. Dabei können Mnemotechniken Unglaubliches leisten!

Durch richtige Visualisierung kann ein Großteil der Zeit und Mühe eingespart werden und häufig reicht es dann aus, den Lernstoff einmal in Bilder umzuwandeln und später nochmals zu wiederholen – fertig.

Assoziationen und Bilder

Damit Visualisierung funktionieren kann, brauchst du erst mal tatsächliche Bilder. Um Lernstoff in diese umwandeln zu können, solltest du dir zuerst ansehen, was du abspeichern möchtest und dann die geeignete Lerntechnik wählen. Für Reihenfolgen kannst du z.B. die Geschichten Technik oder den Gedächtnispalast wählen und für Zahlen das Major System.

Achte beim Erstellen der Merkbilder bitte immer darauf, dass sie einfach und konkret sind. Am besten nimmst du Personen, Gegenstände, Tiere oder Orte. Sollte das Bild aus einer Assoziation entstanden sein (wie es häufig der Fall ist), dann nimm eine naheliegende Assoziation, die du später auch wieder „zurück übersetzen“ kannst.

Beispiel: Assoziation finden

Gonadotropin Releasing Hormon“ in Bilder umwandeln:

Unterteilen:
Go-Nado-Tropin

Assoziationen:
Go = Pokemon Trainer
Nado = Tornado
Tropin = Tropen

Visualisieren:

1. Pokemon Trainer wirft Pokeball und ruft „Go!“

2. Aus dem Pokeball kommt ein Tornado

3. Der Tornado wirbelt sich durch tropische Bäume

Das Beispiel zeigt, dass naheliegende und effektive Bilder gesucht werden sollten. Da ich in diesem Beispiel das Hormon für mehrere Merkbilder gebraucht habe (um eine Tabelle abzuspeichern), habe ich ihm die Person des Pokemon Trainers zugewiesen. Der Pokemon Trainer war für mich die erste Assoziation einer Person zu dem Begriff „Go“.

Wirkungsvolle Bilder erstellen

Damit deine Merkbilder so schnell wie möglich das „Gedächtnisweltmeister-Niveau“ erreichen, solltest du folgende Dinge beachten:

1. Deine Visualisierung muss auch tatsächlich geschehen

Gerade am Anfang neigt man dazu die Merkbilder zwar zu benennen, aber dann nicht zu verwirklichen. Mit Visualisierung beim Lernen ist gemeint, dass du dir die Bilder wirklich intensiv vorstellen musst, als würde es sich vor deinen Augen abspielen. Du willst dein Gehirn davon überzeugen, dass es sich diese Bilder merken muss, weil sie echt sind.

2. Emotionen sind wichtig

Wir Menschen sind emotionale Wesen (ja, das gilt auch für Männer). Daher nimmt unser Gehirn Emotionen als Indikatoren für die Bedeutung einer Situation oder eines Bildes wahr. Immerhin bedeuten Emotionen, dass hier etwas Wichtiges passiert. Egal ob du nun Freude, Trauer, Wut oder Angst in deine Visualisierung beim Lernen einbaust – es gibt ihr mehr Bedeutung.

3. Es sind die Details

Eine effektive Visualisierung lebt von den Details. Es ist wie bei einem guten Film oder Spiel – die Kleinigkeiten machen es glaubwürdig. Wenn du dir also ein Merkbild ausmalst, dann achte auf die Feinheiten. Wie sehen die Personen genau aus? Welche Kleidung tragen sie? Welche Geräusche kannst du wahrnehmen? Wie würde sich die Situation tatsächlich anfühlen? Packe so viele Details wie möglich in das Bild, damit du es wirklich erlebst, statt es nur zu betrachten.

4. Interaktion und Bewegung

Auch wenn hier immer von „Merkbildern“ die Rede ist, handelt es sich eher um „Merkfilme“. Eine unbewegte Szene ist schnell langweilig und wird bald wieder vergessen. Mit Interaktionen zwischen den Merkbildern bzw. beteiligen Personen kannst du dem Ganzen mehr Lebendigkeit verleihen. Werde der Regisseur deines eigenen gedanklichen Kurzfilms! Überlege dir, wie die Szene möglichst eindrucksvoll und lebendig wird. Welche Perspektive würdest du wählen? Welche Effekte passen dazu?

5. Fragwürdige Inhalte

Als letzten Tipp kann ich dir noch mitgeben, dass niemand jemals deine Merkfilme sehen wird. Du kannst also ruhig sehr unpassende Szenen mit Gewalt, absurden oder sexuellen Inhalten usw. zusammenbasteln – diese merkt sich unser Gehirn nochmal um einiges besser als gewöhnliche Alltagsszenen.

Anwendungsbeispiel

Um die ersten Stellen von Pi abzuspeichern habe ich folgende Merkbilder nach dem Major System gewählt:

Person: Einen Storm Trooper (Initialen S.T. = 01 für die ersten 100 Stellen)

Orte: Aus Star Wars Episode 4

Pi: 3, 14 15 92 65…

14 = Türe

15 = Adele

92 = Biene

65 = Achill

Zur Erklärung
Der Storm Trooper (Star Wars) markiert in der Handlung die ersten 100 Stellen. Das bedeutet, dass er als Person die komplette Geschichte mit den ersten 50 Merkbildern erlebt. Danach wechselt die Hauptfigur.
Als Orte der Handlung habe ich jene aus Star Wars Episode 4 (passend zum Storm Trooper) gewählt, die mir am markantesten schienen. Mit diesen Orten unterteile ich Pi weiter in 20er Gruppen (also 10 Merkbilder pro Ort). Dadurch, dass ich alle 10 Merkbilder den Ort wechsle, kann ich am Ende nachprüfen, ob ich ein Merkbild vergessen habe.
Kann ich z.B. nur 9 Merkbilder (also 18 Stellen von Pi) in einem Raum aufrufen, dann weiß ich, dass ich eines übersprungen habe und kann die Geschichte nochmals durchgehen.
Kleiner Hinweis: Ich speichere nur die Kommastellen ab, da ich weiß, dass Pi mit einer 3 beginnt.

Mit diesem System kannst du dich nun an einen Merkfilm machen, der wie folgt aussehen könnte:

Der Merkfilm

Ein Storm Trooper klopft im Todesstern an eine graue schwere Türe (14) aus Metall. Da sie nicht aufgeht wird er wütend und tritt auf sie ein. Krachend fällt sie zu Boden. Dahinter steht eine erschrockene Adele (15), die gerade ihren nächsten Song geprobt hat. Entsetzt starrt sie den Storm Trooper an. Dieser wird verlegen – er wollte die Sängerin nicht stören. Doch plötzlich hört er etwas: Ein Summen. Wie aus dem Nichts erscheint eine riesige Biene (92) hinter Adele und schnappt sie sich. Entsetzt schreit sie auf. Der Storm Trooper zieht seine Waffe, doch er traut sich nicht zu schießen. Gerade als die Biene davonfliegen will, saust ein glänzender Speer durch den Raum und durchbohrt die Biene, die Adele fallen lässt. Der Strom Trooper dreht sich verwundert um. Im Licht der Neonröhren steht Achill (65), der immer noch den Wurfarm ausgestreckt hält und grinst.

Wie du siehst, wäre es möglich, einen ganzen Roman aus diesen Merkgeschichten zu erzählen. Und genau das solltest du auch tun! Sei erfinderisch und gestalte deine eigenen Merkfilme so, als würdest du sie tatsächlich verfilmen wollen! Mit deiner bloßen Fantasie wirst du dir bald alles merken können. Du musst nur zuerst die Visualisierung lernen…

Falls du Hilfe beim Erstellen der zweistelligen Merkbilder für das Major System brauchst, habe ich hier meine 100 Liste für dich! Viel Spaß damit!

Solltest du sonst noch Schwierigkeiten mit den Merkbildern haben, dann schreib doch in den Chat oder ins Forum!


Niels Cimpa
Niels Cimpahttp://www.niels-cimpa.com/
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